Kult-Literaten – der Blog für Kultautoren, Popliteratur und Independent – hat „Die Irritation“ besprochen:
„(…) Es sind Geschichten, denen es mit dem ersten Satz gelingt, den Leser auf eine fesselnde Reise mitzunehmen. Erzählungen, die zwar in ein paar Minuten gelesen sind, aber sehr lange nachhallen. Geschichten, die zu neuen Geschichten inspirieren. Texte, von denen man nicht weiß, wie sie enden werden und die einen immer wieder überraschen. Ereignisse, die man mit sich nehmen wird. (…) Laufer kennt keine Grenzen, lässt Gegenwart mit Vergangenheit und Zukunft verschwimmen, verschmilzt die Psyche der Figuren mit ihrer umliegenden Realität zu einer wirklichen Irritation. Erschafft Geschichten, die erstaunen, fremd sein müssten, aber es nicht sind. (…) Anke Laufer nimmt mit ihrer bildhaften und brillanten Sprache den Leser mit in fremde und doch vertraute Welten. Inspirierend und trotz verstörender Schicksale wunderschön. Unbedingt Lesen!“
„Meist kaum zehn Seiten lang, erfasst jede von Anke Laufers »21 Stories« ein komplexes menschliches Drama. Sie beherrscht die Kunst des präzisen Settings, sowohl örtlich als auch psychologisch – und das mit einer schnörkellosen Sprache, in der jedes Wort sitzt. Jede Geschichte hat eine eigene Perspektive; oft braucht es eine Weile, bis man als Leser diese erfasst hat, auch bis man weiß, ob ein Mann oder eine Frau erzählt. Aber aus den nach und nach gereichten knappen Informationen entwickelt sich ein erzählerischer Sog, dem man sich nicht entziehen kann. (…) Das liegt freilich auch an den Inhalten, in denen es nicht selten um Leben und Tod geht, um Verlust, Schuld, Versäumnisse, Abstürze. (…) Große Literatur.“ (Monique Cantré)
Schwäbisches Tagblatt, 13.7.2012 (Diese Rezension erscheint mit freundlicher Genehmigung der Zeitung und der Verfasserin an dieser Stelle in (fast) voller Länge, da eine Online-Version des Artikels nicht zur Verfügung steht.) :
„Das Leben der anderen. Anke Laufer schreibt magisch-realistische Geschichten. Seit Anke Laufer literarische Texte schreibt, purzeln die Preise. (…) Im Mai erschien nun ihr Geschichtenband „Die Irritation“, und man darf gespannt sein, welchen Preis die in Mähringen lebende Autorin diesmal bekommen wird. Wie sehr Schreiben das Fenster öffnet, den Blick in die Welt hinaus erlaubt, das lassen Laufers Texte deutlich erkennen. Auch dem Band mit Short Storys ist anzumerken, dass die 47-Jährige gelernte Ethnologin ist. Sie blickt in verschiedene Welten, schlüpft in unterschiedliche Rollen, wechselt Geschlecht und Alter, jongliert mit den Zeiten, mit Wirklichkeit und Phantasie. Der unheimlich magische Realismus der südamerikanischen Erzähler schimmert da nicht nur aus der Ferne durch. Da ist zum Beispiel die Titelgeschichte „Die Irritation“. Sie gehört zu einer Reihe von Texten, die die Autorin unter dem Begriff „ruhelos“ stellt. Eine ältere Frau beobachtet ein junges Mädchen, das auf der Fähre über den Ärmelkanal mit einem jungen Mann ins Gespräch kommt. Sie finden Gefallen aneinander, unterhalten sich, am Ende geht das Mädchen über Bord und recht unspektakulär unter. Die Erzählung ist kunstvoll verschachtelt. Überhaupt liebt die Autorin Konstruktionen, die ins Unerwartete führen, immer anders abbiegen, als man denkt. Die ältere Frau reflektiert im Polizeiverhör ihre Beobachtungen, während ihrer Aussagen streicht das eigene Leben an ihr vorbei. Man beginnt zu begreifen, dass sie selber das Mädchen ist. „Ich betrachte das Bild und denke, dass im Grunde jede Geschichte mit einer Irritation beginnt, wenn nicht mit einer Lüge“, sinniert die ältere Frau angesichts der eigenen Geschichte. Geschichten ausdenken ist auch nur eine Art, sich in andere Leben hinein zu erfinden. Im „Papiervater“ , mit dieser Erzählung gewann Laufer den schwäbischen Literaturpreis, lebt die Mutter in der Korrespondenz anderer, und die Tochter entwickelt währenddessen in ihren Tagträumen einen Phantasievater. In Laufers Erzählungen ist der Wechsel zwischen innen und außen, zwischen Beobachtung und Reflexion geradezu schwindelerregend. Gefühle sind schillernd, nie eindeutig. Verwickelte Vorgänge werden über nüchterne Instanzen, wie die Polizei, recherchiert. Das macht die Storys nicht weniger unheimlich.“ (Ulla Steuernagel)
Ganz und gar nicht abergläubisch sind Bernadette Conrad und ich, wenn wir am Freitag, dem 13. Juli 2012 in der Stadtbibliothek Reutlingen im Rahmen der Reihe „Literatursommer 2012“ der Baden-Württemberg Stiftung aus unseren aktuellen Büchern lesen. Osiander wird den Büchertisch bestücken und präsentiert die Bücher der teilnehmenden Autoren in der Niederlassung Reutlingen (siehe Fotos)
Bernadette Conrad studierte Literaturwissenschaft und Sozialpädagogik bevor sie Journalistin wurde. Sie liest aus ihrem Buch „Die vielen Leben der Paula Fox“.
Ich selbst werde natürlich eine Geschichte aus meinem Erzählungsband „Die Irritation“ lesen.
In der Pause ist Jazz zu hören. Dazu gibt es Sandwiches und Bier.
Ort: Erdgeschoss der Reutlinger Stadtbibliothek, Spendhausstraße 2, 72764 Reutlingen
Eintritt: 8,00 €; ermäßigt 6,00 €
Kartenvorverkauf und -reservierung: Musikbibliothek, Telefon 07121 303-2847
Am 3.Juli war ich im Rahmen von Dr. Lucy Lachenmaiers (links) beliebter Reihe „Sommerzeit-Lesezeit“ in der Bücherstube in Schwenningen zu Gast, wo ich unter anderem von Herrn Liebermann (rechts) herzlich empfangen wurde.
Lucy Lachenmaier hatte, wie es schon Tradition ist, 20 Buchtitel ausgewählt, darunter Bücher für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Nach ihrer eigenen Aussage sucht sie dabei nach dem Anspruchsvollen und Außergewöhnlichen und meidet den „Mainstream“.
Umso größer die Ehre, dass es „Die Irritation“ in ihre diesjährige Leseliste geschafft hat und ich so die Gelegenheit bekam, in den gemütlichen Räumen der Schwenninger Bücherstube – der ältesten Buchhandlung in Villingen-Schwenningen – zu lesen und dem Publikum das Buch selbst vorzustellen.
Fatima Majsoub hat mich für den Südkurier zum Erscheinen meines Buches interviewt. Daraus:
„Haben Sie neue Wege eingeschlagen oder Ihren bisherigen weiter verfolgt?“
„Literarisch löse ich mich immer mehr von der Vorstellung, man könne Erwartungen der Leser oder die Anforderungen des Marktes voraussehen und etwas schreiben, was dem gerecht wird. Ich bin experimentierfreudiger geworden und vertraue darauf, dass der Leser das versteht und dass es ihm dann ebenso viel Spaß macht wie mir. Auch der Druck, unbedingt einen Roman schreiben zu müssen, hat sich für mich relativiert. Ich glaube inzwischen, Kurzgeschichten und Erzählungen werden ein Revival erleben. Sie sind weniger geschwätzig und verdichten Atmosphäre und Handlung auf das Wesentliche – wie ein guter Film das tut. Das ist sehr zeitgemäß.“
Aus der Besprechung von Chefredakteur Werner Schuster:
„Lesen ist Abenteuer im Kopf“ lautete einmal ein Slogan, der die Lesekultur ankurbeln sollte. Wenn dieser Slogan auf ein Buch zutrifft, dann auf „Die Irritation“ von Anke Laufer. Bei deren Erzählungen kann man sich nämlich nie sicher sein, wohin die Reise geht. Meistens findet man sich unweigerlich im Ungewissen, Unheimlichen wieder. (…) Bei anderen Erzählungen ist die Sachlage klarer, dennoch wird man vom Fortgang der Handlung überrascht. Warum hat in „Die Irritation“ die nette alte Dame das verliebte Mädchen vom Schiff ins Meer gestoßen? Wie hätte die Frau in „Der Papiervater“ verhindern können, dass ihr die Tochter die Schuld daran gibt, dass der Vater die Familie verlassen hat? (…) Die Menschen bewegen sich bei Laufer auf sehr dünnem Eis.
Eine Rezensentin auf amazon:
„Solche Geschichten erzählt uns die Autorin und führt uns in Welten, die uns so lange fremd erscheinen, bis wir merken, wie irritierend nah sie neben der gewöhnlichen Alltagswelt liegen.Der brustwarzengepiercte Alleinunterhalter und die nicht nur vom Schlachthausgeruch traumatisierte Adoptivtochter; der Hundertjährige in der Zukunft, der dafür lebt, sich immer neue Ersatzteile implantieren zu lassen und der Klomann, der sich ein Kind leistet, „trotzdem“; die Forscherin aus einer zukünftigen Kinder-Diktatur, die in einem prächtigen Hotel aus vergangener Epoche mit Alter und Vergänglichkeit konfrontiert wird; die Kosmetikerin, die tote Männer, Frauen, Kinder in einem Saal unter dem Fluß schminkt … Sie treten auf unsere innere Bühne, wir sehen sie „am Klippenrand“ oder in einer Zwischenwelt und erkennen sie als Stellvertreter für unser eigenes inneres Theater. Nicht immer läßt die Vergangenheit, die nicht vergangen ist, ein versöhnliches Ende zu, in dem der Himmel „zu leuchten, dann zu brennen beginnt, in tiefem Rosarot“.Fazit: Anke Laufer erfüllt, was in einer ihrer Geschichten über einen verbotenen Autor gesagt wird: „Es ist diese Stimme. Es ist die Art, wie (seine) Worte sich auf der Buchseite in Bewegung setzen und die Sätze beim neuerlichen Lesen in etwas ganz anderes verwandeln.“ (Bonifacia) Die gesamte Rezension finden Sie unter: http://www.amazon.de/product-reviews/3935259301/ref=cm_cr_dp_see_all_btm?ie=UTF8&showViewpoints=1&sortBy=bySubmissionDateDescending
Ein warmer Frühsommerabend in Arlesheim bei Basel – das Forum Würth hatte am 10.5. zu einem Gespräch zwischen Prof. Hans-Ulrich Grunder und mir über den Würth-Literaturpreis geladen. Inmitten der Ausstellung „Liebe auf den ersten Blick“ (mit Werken von Max Liebermann, Max Beckmann, Pablo Picasso, Max Ernst, Paul Klee, Roy Lichtenstein, David Hockney, Gerhard Richter und Anselm Kiefer) berichteten wir beide jeweils aus der Sicht der Jury und der einreichenden Autoren. Daraus wurde ein abwechslungsreiches, von zahlreichen Anekdoten durchbrochenes Ping-Pong-Spiel, das dem Publikum einen lebendigen Einblick in die Welt der Literaturwettbewerbe gab.
Während ich selbst von den jeweils sehr unterschiedlichen Entstehungsgeschichten meiner vier Würth-Texte berichtete und damit die Frage nach dem „Woher“ der Ideen zu beantworten versuchte, erzählte Hans-Ulrich-Grunder unter anderem von den entscheidenden Treffen der Jury im Tübinger Hölderlinturm und dem schrittweisen Ausscheidungsverfahren, das die Siegertexte nach und nach einkreist. Wir versuchten, den Charakter eines guten Wettbewerbstextes ebenso zu beschreiben wie die letztendlich unberechenbare Vielfalt der Einsendungen, die zu einer bestimmten Themenstellung eingehen. Dabei stimmten wir darin überein, dass eine genaue sprachliche Durcharbeitung mindestens ebenso wichtig ist wie die Originalität einer Geschichte. Hans-Ulrich Grunder berichtete vom diesjährigen Wettbewerb, an dem sich über 1000 Autoren beteiligt hätten. Das sei so noch nie der Fall gewesen und läge eindeutig an der Themenstellung. Das offene und eher an romantische Gefühle apellierende Thema Brigitte Kronauers „Es gibt eine Zeit der Sehnsucht, wo ihr Gegenstand noch keinen Namen trägt“ habe dazu geführt, dass sehr viele sich inspiriert fühlten. Bei spröden Themenstellungen wie jenem, das Peter Esterhazy seinerzeit mit dem „Kuttelkompromiss“ verkündete, sei die Anzahl der Einsendungen erheblich geringer. Auch die Qualität der eingereichten Texte variiere daher bei einem offeneren Thema sehr viel stärker.
Die „Stimmigkeit“ der Gesamtgeschichte in Stil und Tonfall, die emotionale Beteiligung des Lesers, Spannungsaufbau und Humor sind weitere Elemente, die zum Erfolg eines Wettbewerbstextes beitragen können. Es gibt hierzu kein Rezept, wohl aber ein paar einfache Tipps, die häufig nicht genug berücksichtigt werden. So sollte man zwar nicht sklavisch am gestellten Thema hängen (ein Literaturwettbewerb ist kein Schulaufsatz), es aber auch nicht einfach ignorieren. Auch ist es besser, sich Zeit zu lassen, um eine ungewöhnliche Interpretation des gestellten Themas zu finden, als die erstbeste und offensichtliche Variante zu wählen. Nach dem ersten Schreiben sollte noch Zeit sein, so viele Überarbeitungsschritte wie nötig einzulegen. Es ist besonders hilreich, den Wettbewerbsbeitrag in einem halbwegs fertigen Zustand mehreren kritischen und erfahrenen Lesern vorzulegen, die noch einmal viele Schwachstellen aufspüren werden. Diese kann der Autor unter Umständen selbst nicht mehr wahrnehmen, weil er den eigenen Text zu oft bearbeitet hat und nun ein wenig „betriebsblind“ geworden ist.
Der Abend wurde abgerundet durch eine Lesung aus meinem eben erschienenen Buch „Die Irritation“. Ich las die Titelgeschichte sowie „Am Klippenrand“, den Siegertext des Würth-Preises.
Als ich ausstieg, erhob sich ein Taubenschwarm von den Dächern der beiden alten Lagerhäuser und schrieb ein luftiges Y in den honigfarbenen Morgenhimmel. Graffiti bedeckten alle erreichbaren Mauerflächen der Backsteinblöcke. In den Fensterhöhlen steckten die Reste eingeschlagener Scheiben wie schiefe Zähne.
Ich zögerte, zwängte mich aber dann doch durch das spaltbreit offenstehende Eingangstor und ging die Auffahrt hinauf. Den Wohnwagen sah ich erst, als es zum Umkehren zu spät war. Der Alleinunterhalter hatte mich gesehen. Er saß rauchend in der offenen Tür, die Füße auf einem Trittschemel.
„Morgen. Kaffee?“
Ich nickte.
„Brötchen dazu?“
Ich schüttelte den Kopf.
Während er drinnen war, sah ich mich um. Das Gelände neben dem Wohnwagen war von rostigen Bahngleisen durchfächert. Zwischen den Schwellen blühte Johanniskraut. Dahinter zitterte die Luft über der leeren, geteerten Fläche, die sich bis zum Rand der Auen erstreckte.
Tauben trippelten hoch über mir die Dachkanten entlang, ruckten mit den Köpfen und gurrten.
„Die warten.“ Er reichte mir eine dampfende Tasse.
„Worauf?“
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, wer das Kommando gibt. Sie fliegen plötzlich los. Wenn du morgens die Tür aufmachst und sie fliegen quer über das Asphaltfeld… Das ist klasse.“
Später nahm er mich in die Lagerhäuser mit und zeigte mir ihre Nester, armselige Haufen von Kot und Unrat auf Simsen, hinter alten Brettern und verschimmelten Kartonagen. Die Tauben flogen ein und aus ohne sich von uns stören zu lassen, haarscharf an den Bruchkanten des Fensterglases vorbei.
Die Küken waren mehr schlecht als recht von gelbem Flaum bedeckt, hatten zu große Schnäbel und schuppige Federstoppeln, die nach und nach durch die Haut brachen. Wenn sie in Erwartung des Futters die Schnäbel aufrissen, konnte man sehen, wie wild entschlossen sie waren, sich nichts entgehen zu lassen.
„Die scheißen alles zu. Außerdem sind sie voller Ungeziefer. Zecken. Federlinge. Milben.“
Ich mochte sie trotzdem.
Aus: Der Wiedergänger. Erzählung. In: Anke Laufer – Die Irritation. Erscheint demnächst im worthandel : verlag, Dresden
Die Augen der Frau haben sich geweitet. Eine Haarsträhne fällt ihr ins Gesicht und sie schiebt sie mit einer brüsken Bewegung hinter ihr rechtes Ohr. Ihre Hand zittert dabei. Man kann eine eingerissene Stelle an ihrem Daumennagel erkennen.
„Also verlegte er unseren Wohnsitz hangaufwärts, in eines der wohlhabenden Außenviertel. Hohe Mauern, Wachpersonal, Hundegebell. Beste Wohnlage, siehst du, sagte er, eine Stange Geld jeden Monat, aber wenn du so zufriedener bist. Er lächelte und sagte: Sogar mit Garten, sieh mal, jetzt hast du einen Garten. Du könntest Blumen pflanzen, es dir richtig nett machen, Nachbarinnen einladen. Ja, sagte ich zu ihm, tatsächlich? Der Garten also. Weißt du eigentlich, dass es dort Skorpione gibt? Aber er, er schüttelte nur den Kopf. Nein, er hielt mich nicht für verrückt, er wollte nur, dass ich aufhörte, Schwierigkeiten zu machen. Tags darauf kam er nach Hause, in aufgeräumter Stimmung. Er hatte sich erkundigt. Liebling, es gibt keine Skorpione in diesem Teil des Landes, sagte er, nachweislich. Und schon gar keine blauen. Und ich sagte: Das ist typisch. Du lügst dir die Welt zurecht. Sie sind da, verstehst du, sie laufen auf der Terrasse herum. Tag für Tag. Wo sind sie, fragte er. Ich sagte: Sie kommen heraus, wenn ich allein bin, es muss ein Nest geben, da draußen, wahrscheinlich verstecken sie sich unter den Bodenplatten. Er glaubte mir nicht, natürlich nicht, warum auch. Also versuchte ich, sie auszusperren. Ich stopfte Tücher in die Belüftungsschlitze, schloss mich im Schlafzimmer ein und ließ die Jalousien herunter, lag auf dem Bett und schrieb. Ich schrieb irgendetwas. Nichts, auf das man hätte stolz sein können. Erst hörte er auf mit mir zu streiten, dann redete er gar nicht mehr mit mir. Er hat sich nicht einmal mehr aufgeregt, als meine Regel ausblieb. Er nahm es hin. Nein, bevor Sie fragen: Ich habe mich auch nicht gefreut.“
Aus: Skorpione, indigoblau. Erzählung.
Erscheint demnächst in: Die Irritation. worthandel : verlag, Dresden.
Bereits vorbestellbar – beim Verlag oder in jeder Buchhandlung, z.B.
Ein Ingenieur, der in einem leeren Fabrikgebäude haust
und dem Geist eines toten Kollegen begegnet.
Eine Frau, die ihr jüngeres Selbst von Bord einer
Kanalfähre wirft. Ein Wissenschaftler, dem
ein ausgestorbener Vogel erscheint.
Ein Handlungsreisender, der an sein dunkelstes
Geheimnis erinnert wird. Ein junger Mann, der auf einem
stillgelegten Spielplatz ein kleines Mädchen beobachtet…
Anke Laufers 21 Stories – jede für sich ein kleines Universum – handeln von Liebe, Tod und dem Einbruch des Unergründlichen und Verstörenden in den Alltag. Atmosphärisch dicht und ungeheuer spannend sind diese Geschichten, ob sie den Leser in ein englisches Seebad entführen, in ein süddeutsches Dorf, in die Straßen von Madrid oder in eine fiktive südamerikanische Großstadt, ob sie aus der scheinbar wohlvertrauten Gegenwart berichten oder uns die gar nicht so weit entfernte, deshalb aber umso unheimlicher erscheinende Zukunft vor Augen führen.
Aus der klaren und präzisen Sprache dieser Autorin schlägt kaltes Feuer: Ihre Stories sind voller Abgründe, Unterströmungen und Andeutungen, die weit über das tatsächlich Erzählte hinausweisen. Vielleicht wahren sie ja gerade deshalb am Ende ihr Geheimnis, das im Leser mit Sicherheit lange nachklingen wird.
„Es gelingt Anke Laufer auf wenigen Seite den Schuldzusammenhang alles Lebendigen vor uns erstehen zu lassen und eine Welt zu gestalten, die wir sehen und hören, riechen und schmecken können, in der kein Wort zuviel ist und ein jegliches am richtigen Ort.“ Manfred Papst, Ressortleiter Kultur, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag.
Der Band enthält u.a. die in den vergangenen fünf Jahren mit Preisen bedachten Kurzgeschichten und Erzählungen, wie zum Beispiel „Am Klippenrand“ (Würth-Literaturpreis 2011), Schallmeyers Klarsicht (Irseer Pegasus, 2010 und Nordhessischer Autorenpreis 2009), Chinakladden (Schwäbischer Literaturpreis 2009, Literaturpreis Buchmesse im Ried 2010) sowie „Der Papiervater“ (Schwäbischer Literaturpreis 2007)
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Legende: UVP = unverbindliche Preisempfehlung, iVb = in Vorbereitung. Alle Preisangaben inkl. MwSt