Wieso bewegt sich nichts…?

Zwischen zwei Kapiteln, zwischen zwei Texten, genau dann, wenn es im Kopf der Autorin am lautesten rumort, weil sie neue Ideen braucht, breitet sich Panik aus. Man hat es hundertmal erlebt,  macht sich längst nichts mehr vor: Der Stillstand ist da. Man weiß:  Im Moment bringt man nichts zu Papier, oder, besser gesagt: erst gar nicht auf den Bildschirm. Es gibt keinen Grund, das kleine Diskettensymbol anzuklicken, denn zu speichern gibt es nichts. Es ist der Moment, in dem man in Versuchung geraten könnte aufzugeben.

a.l., 2010

Damit wir uns nicht missverstehen: ich spreche hier nicht von diesen Leuten, die immer nur davon reden etwas zu schreiben, es aber dann doch nicht tun. Weiß der Teufel warum diese verdammten Ankündiger überhaupt unterwegs sind und uns auf die Nerven gehen. Ich will mich aber auch nicht mit jenen Erfolgsautoren beschäftigen, die jährlich hunderte von Seiten zusammenhacken und über solche Schwierigkeiten nur müde lächeln. Natürlich beneidet man sie. Nein, seien wir doch ehrlich: Man findet sie durch und durch hassenswert, während man selbst herumsitzt und nichts passiert.

Reden wir also über die Normalsterblichen, an denen der Zweifel nagt. Die schweißgebadet aufwachen und plötzlich glauben, ja, die sich ganz sicher sind, dass ihre letzten 50 Seiten zum abgrundtief Schlechtesten gehören, was je ein Schreiberling  je hervorgebracht hat. Und die sich auch nach der zumindest  glimpflich verlaufenen Lese- und Kritikrunde durch  einige erbarmungslose Probeleser nicht wirklich sicher wähnen.

Ein guter Freund und erfolgreicher Autor sagte mir neulich, dass die Angst zum Schreiben gehöre. Die Selbstzufriedenheit sei weiß Gott nicht hilfreich, um einen wirklich guten Text hervorzubringen und wenn er sie bei anderen Autoren beobachte, mache ihn das grundsätzlich misstrauisch.

Tatsächlich, wenn ich endlich einmal mit einem Text leidlich zufrieden bin, wenn ich glaube, mein Bestes gegeben zu haben, dann kommt sie, die Atempause und mit ihr  – ja, genau, der Stillstand. Bis ich dann, nach einem kurzen Innehalten merke, dass ich immer unruhiger werde, während das Schriftstellerhirn Bilder, Figuren, Szenen generiert und verwirft. Es ist immer dasselbe: Wieder werde ich panisch. Obwohl ich inzwischen ahne, dass er recht hat, mein Freund. Ein bisschen Verzweiflung gehört zum Schreiben. Erst sie bringt mich dorthin, wo ich sein muss, an den Punkt, am dem ich gezwungen bin, mich zusammenzureißen, die Beklemmung mit dem letzten Schluck Kaffee  hinunterzuspülen und mich wirklich anzustrengen. Verzweiflung ist vielleicht kein Qualitätsgarant, aber sie verhütet wohl das Schlimmste.